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Aus dem Leben der Goethe-Gesellschaft, Ortsvereinigungen, Rückblick

Goethe-Tradition im Westerzgebirge – 40 Jahre Ortsvereinigung Aue-Bad Schlema

von Manfred Jähne

„Nur vor dieses Mal…“ so lautete 1786 die Antwort des kurfürstlich-sächsischen geheimen Finanzministeriums zu Dresden nach Vermittlung des damaligen Schneeberger Bergmeisters A. Beyer, um den Besuch von Goethe für 1786 vorzubereiten. Im Jahr zuvor hatte Goethe vergeblich versucht, in die Schneeberger Gruben einzufahren. Da der Bergbau in Ilmenau stagnierte, wollte er den erzgebirgischen Bergbau unter Tage studieren, um seine geologischen und mineralogischen Kenntnisse zu erweitern, denn Sachsen war damals führend im Montanwesen in Europa. Aus heutiger Sicht vermutete man damals in Dresden eine Art von „Industriespionage“ durch Johann Wolfgang von Goethe.

In Begleitung von Charlotte von Stein, von einer Kur aus Karlsbad kommend, konnte Goethe vom 14. bis 16. August 1786 das Bergbaurevier um Schneeberg, Neustädtel und Oberschlema besuchen, in eine Grube einfahren, seine Kenntnisse vertiefen und seine mineralogische Sammlung erweitern. Während Goethe in Schneeberg im Gasthaus „Goldener Ring“ (Abb. 1) am Markt übernachtete, fuhr Frau von Stein schon am gleichen Tag von Schneeberg nach Großkochberg weiter. So begann die Trennung der beiden, denn Goethe reiste am 16. August plötzlich für 22 Monate nach Italien! Niemand außer dem Herzog Carl August von Sachsen-Weimar wusste von diesem geheimen Entschluss Goethes. Einen Tag vor seiner Abreise aus Schneeberg schrieb er an Charlotte von Stein: „Es ist mir recht bunt im Kopf von den Ideen der zwei Tage…“ So endete der Besuch von Goethe in Schneeberg, der kleinsten Barockstadt von Sachsen. Über das Gasthaus „Goldener Ring“ soll am Ende dieser Betrachtungen berichtet werden.

Abb. 1: Ehemaliges Hotel „Zum Ring“ in Schneeberg

Von dieser Motivation ließen sich wahrscheinlich drei bedeutende Herren in dieser Region im Westerzgebirge leiten, 1983 nach Beratung mit der Goethe-Gesellschaft Weimar die Ortsvereinigung Aue im Kulturbund zu gründen, damals die 28. Ortsvereinigung in Deutschland. Diese Gründer (Abb. 2–4) waren: Der erzgebirgische Heimat- und Mundart-Schriftsteller Manfred Blechschmidt (1923-2015), der klinische Psychologe am damaligen Bezirkskrankenhaus Aue Dr. phil. Karl-Peter Gregori (1921-2006) und der Direktor der Friedrich Schiller-Schule in Schlema, Oberstudienrat Martin Ebert (1921-2001), welcher auch der Friedrich Schiller-Gesellschaft angehörte.

Manfred Blechschmidt
Dr. Karl Peter Gregori
Martin Ebert

Die Goethe-Abende in Aue fanden bis zur politischen Wende immer donnerstags im Klubhaus „Clemens Winkler“ statt, früher das Haus der Freimaurer-Loge in Aue. Bekanntlich war Winkler ein gebürtiger Auer Wissenschaftler, der an der Bergakademie Freiberg lehrte und als Entdecker des Elementes „Germanium“ gilt. In den ersten 10 Jahren hatte diese Ortsvereinigung konstant 25 Mitglieder. Zu den etwa 10 Goethe-Abenden pro Jahr wurden entsprechend der vorliegenden Jahresprogramme zehn Vorträge von profilierten Referenten in folgenden Wissensbereichen gehalten: Goethes Dichtungen, seine naturwissenschaftlichen Auffassungen und Leistungen, zu literarischen und künstlerischen Dokumenten sowie zu Goethes Zeitgenossen, Vorträge zur Geistes- und Kulturgeschichte, auch Referate zu medizinischen und aktuellen psychologischen Themen im Umfeld von Goethes Wirken. In einer Festschrift „Goethe-Tradition im Westerzgebirge“ (Abb. 5) zum 20jährigen Bestehen der OV Aue sind alle Referenten von 1983 bis 2003 genannt. Ebenso wird auf die etwa 200 stattgefundenen Vorträge in den Goethe-Jahrbüchern in den Bänden 1983-2002 innerhalb der Rubriken der Ortsvereinigungen hingewiesen.

Abb. 5: Festschrift „Goethe-Tradition im Westerzgebirge“

Die Festveranstaltung zum 20jährigen Bestehen fand 2003 im Rathaus zu Aue mit Präsenz des damaligen Landrates des Kreises Aue-Schwarzenberg, Karl Matko, und den Bürgermeistern aus Aue und Schlema statt. Vom früheren Präsidenten der Goethe-Gesellschaft in Weimar, Prof. Dr. habil. Jochen Golz, traf eine Grußbotschaft ein. Darin schrieb er: „In der Perspektive des reisenden Goethe nimmt das westliche Erzgebirge keine unwichtige Stellung ein“. Durch seine Reisen 1785 und 1786 in die Bergbauregion Schneeberg ergab sich für unsere OV die besondere Aktivität, Goethe nicht nur als Dichter, sondern auch als Naturwissenschaftler, Geologen und Forscher zu sehen. Darüber können wir in der gelungenen kleinen Broschüre „Goethe bei uns in Johanngeorgenstadtund Schneeberg“, von unserem Gründungsmitglied und früherem ersten Vorsitzenden, Manfred Blechschmidt, nachlesen, erschienen in der Schriftenreihe „Unsere Heimat. Rockstroh´s illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges“, Aue 2006.

Nach 25 Jahren erfolgreicher Tätigkeit unserer kleinen OV Aue, ab 2005 OV Aue-Bad Schlema, sind noch einige Worte für unseren inzwischen leider verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden, Dr. Karl-Peter Gregori, erforderlich. Über zwei Jahrzehnte war er als Feingeist im Goetheschen Sinne, als Schrittmacher und spiritus rector unserer OV tätig. Die Organisation der weit über 200 Veranstaltungen und Goethe-Abende unter seiner Ägide waren ihm eine Herzensangelegenheit und Lebensaufgabe zugleich. Er initiierte auch die 90-seitige Festbroschüre (Abb. 5) mit vielen Abbildungen für 2003. Wie Dr. Gregori dem Autor einmal sagte, interessierten ihn besonders Ärzte und Frauengestalten aus Goethes Leben. Die Teilnahme an der Jahrestagung der Vorsitzenden der Ortsvereinigungen der Goethe-Gesellschaft Weimar zusammen mit seiner Gattin, Frau Monika Gregori, war für ihn immer der Höhepunkt des Jahres.

Nach seinem Tode übernahm ein dreiköpfiger Vorstand, bestehend aus dem Ex-Bürgermeister von Schlema, Konrad Barth (Vorsitzender), Oberstudienrat Erhard Schlame (Stellvertreter), ehemals Lehrer am Carl-von-Bach-Gymnasium in Stollberg und PD Dr. med. habil. Manfred Jähne, Chefarzt der Augenklinik am Klinikum Aue, die Aktivitäten für die folgenden Jahre ab 2007. Dabei danken wir auch OStR Schlame (verstorben 2014) mit seiner Gattin StR Irene Schlame, welcher bis 2013 mit viel Fleißarbeit die Auswahl der Referenten und damit die Gestaltung der Goethe-Abende für acht Jahre übernommen hatte. Dem Vorschlag dieser Beiden ist es auch zu verdanken, dass wir an unseren Abenden auch den Zugang zu großen russischen Schriftstellern fanden. Durch Dr. phil. Legler aus Chemnitz wurden wir auch in die Ära der großen französischen Dichter eingeführt. Aus Zwickau referierten Dr. phil. habil. Adler und Prof. Dr. phil. Schubert mit Beiträgen zur klassischen deutschen Literatur. Zusätzlich wurde noch Frau Dr. med. Petra Beckert-Oehler, Fachärztin für Allgemeinmedizin in eigener Niederlassung, Schneeberg, als Vorstandsmitglied berufen.

Das Jahr 2009 war für unsere kleine Ortsvereinigung perspektivisch verbunden mit großen Engagements lokal und nach außen. Vom 21. bis 24. Mai fand in Frankfurt am Main die Jahrestagung der Ortsvereinigungen der Goethe-Gesellschaften mit Eröffnung im Goethe-Haus statt. Unsere Teilnehmer: Die Ehepaare Drs. Beckert-Oehler und Jähne. In der Deutschen Nationalbibliothek folgten an den nächsten beiden Tagen die Arbeitssitzungen der Ortvereinigungen. Nach der Würdigung des Freien Deutschen Hochstifts stand am 22. Mai auch eine 22-minütige Präsentation „Zum 25-jährigen Bestehen der Ortsvereinigung Aue-Bad Schlema (1983-2008)“ auf dem Programm mit der Option: Durchführung der Tagung der Ortsvereinigungen 2011 in der ehemaligen Bergbauregion Schneeberg / Neustädtel mit dem Tagungsort Bad Schlema (Referent PD Dr. Jähne). Das fand großen Zuspruch unter den Teilnehmern und gab den Ausschlag dafür, dass nach 2010 Halle dann Aue-Bad Schlema den Zuschlag erhielt. Es gab Beifall und Wohlwollen. Man hörte munkeln: „So hätte sich noch keine Ortsvereinigung bei einer Jahrestagung vorgestellt“. Diese Entscheidung wurde danach auch von unseren Mitgliedern daheim in Bad Schlema sehr begrüßt. Alle versprachen, zum guten Gelingen mit beizutragen.

Am 22. Mai 2009 gab es am Nachmittag für alle Teilnehmer einen Empfang im Frankfurter alten Rathaus Römer, die „gute Stube“ der Geschichte der Deutschen Nation mit 52 Gemälden Deutscher Kaiser. Nach der Begrüßung durch den Frankfurter Kulturreferenten Prof. Dr. Semmelroth und dem Dank von Frau Prof. Dr. Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Goethe-Hauses Frankfurt und Schirmherrin dieser Tagung, erfolgte eine erst sehr spät genehmigte historische Betrachtung durch PD Dr. Jähne (Abb. 6), welcher kurz das Jahr 1848 beschrieb, in welchem die deutsche Einigung nicht zustande kam. Der Zittauer Gymnasiums-Direktor Prof. Heinrich Julius Kämmel (1813-1881) reiste enttäuscht von Frankfurt nach Zittau zurück. Übrigens: Kämmel und Jähne stammen aus dem gleichen Ort Großschönau in Sachsen! Hier wäre nachzutragen, dass erst 2020 die leider ohne ein positives Ergebnis erfolgte Tagung der National-Versammlung 1848 mit einer Goldmünze zu 100 € mit dem Motiv der Frankfurter Paulskirche, die für das Streben für Einheit und Freiheit steht, gewürdigt wurde.

Abb. 6: PD Dr. Jähne im Rathaus „Römer“ in Frankfurt am Main 2009.

Am Abend waren die Teilnehmer zu einem Essen im Anwesen beim Bankier von Metzler eingeladen. Dabei hatten wir Gäste aus Halle und Bad Schlema das große Glück, neben dem damaligen Eigentümer der Bank, Friedrich von Metzler, an einem Tisch zu sitzen. Bereits seit 1761 kannten sich die Familien Göthe und von Metzler in Frankfurt!

Ein Jahr darauf traf sich die Goethe-Gesellschaft 2010 zum Himmelfahrts-Wochenende in Halle. Mit einem Film über die ehemalige Bergbauregion und das frühere Radiumbad Oberschlema, seit 2008 Umbenennung in Bad Schlema, wurden die Mitglieder der Ortsvereinigungen im „Löwengebäude“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg schon für ihre Teilnahme ein Jahr später im Erzgebirge sensibilisiert. Dieser Film sowie die Initiative für die gewaltigen Bauarbeiten zum neuen Kurzentrum in der durch den Uranerz-Raubbau der SDAG Wismut sehr geschundene Landschaft im ehemaligen Oberschlema sind vor allem dem Alt-Bürgermeister Konrad Barth in Schlema zu verdanken. Barth selbst war 23 Jahre im Uranbergbau beschäftigt, davon 20 Jahre untertage. Danach war er exakt 25 Jahre (1979 bis 2004) der Bürgermeister der Gemeinde Schlema, zu der auch Wildbach als Ortsteil gehört. Ab 2008 nach dem Tode von Dr. Gregori übernahm Konrad Barth dankenswert spontan die Funktion des Vorsitzenden der Ortsvereinigung Bad Schlema, ab 2020 durch Zusammenschluss mit der großen Kreisstadt: Aue-Bad Schlema. Durch sein früheres Amt war es ihm leicht möglich, sich nun 15 Jahre sehr zuverlässig vor allem um organisatorische Angelegenheiten für unsere Ortsvereinigung zu kümmern. Dabei muss sein Bemühen um den jährlichen Druck unseres Programmes hervorgehoben werden. Zugleich wurde seiner Schwiegertochter, Frau Silvia Barth, die Administration der finanziellen Angelegenheiten übertragen.

Abb. 7: Bronzerelief anlässlich der Jahrestagung der Ortsvereinigungen in Bad Schlema 2011.

Im Jahre 2011 fand vom 2. bis 5. Juni die Jahrestagung der Vorstände der Ortsvereinigungen der Goethe-Gesellschaft Weimar e. V. in Bad Schlema im Goethe-Land Westerzgebirge statt. Früher galt in dieser Region der Satz: „Alles kommt vom Bergwerk her…“ Noch ein halbes Jahr zuvor wurde an die Ortsvereinigungen der drei teilnehmenden Länder das Programm auf Kunstdruckpapier mit 10 farbigen Fotos, Veranstaltungsplan, 7 Begleitprogrammen und 7 Ausflugsmöglichkeiten einschließlich einer Rundfahrt durch das westliche Erzgebirge verschickt und um rasche Rücksendung mit Beteiligung an den Angeboten gebeten. So wusste man schon im März über die gewünschten Touren und Besichtigungen rechtzeitig Bescheid. Die herzliche Begrüßung aller Gäste am Abend des Himmelfahrt-Tages im Bad Schlemaer Kulturhaus „Aktivist“ (= Name noch aus der Wismut-Zeit!) durch den OV-Vorsitzenden Konrad Barth schloss mit den bergmännischen Worten „Glück auf“. Danach sah man den sehr eindrucksvollen Vortrag des Bad Schlemaer Ortschronisten Dr. paed. Oliver Titzmann: „Vom Radiumbad zum Radonheilbad“ über die jüngste Geschichte. Bei Einbruch der Dunkelheit reisten wie vor 225 Jahren Johann Wolfgang von Goethe mit Charlotte von Stein mit der Postkutsche vor dem „Parkhotel“ im Kurzentrum am Musikbrunnen und an Wasserspielen an. Zwei Hauptvorträge an den nächsten beiden Vormittagen beschäftigten sich mit dem Montanwesen. Frau Dr. Margrit Wyder, Vorsitzende der Schweizer Goethe-Gesellschaft, referierte über „Goethe, die Natur und der Bergbau“, anschließend sprach Erhard Kühnel, Mitglied der Ortsvereinigung Bad Schlema und Heimatforscher, zu „Goethe und der Schneeberger Bergbau“. Am Tag darauf erinnerte Prof. Dr. phil. Dietmar Schubert von der TU Chemnitz über den im Nachbarort Hartenstein geborenen Barockdichter Paul Fleming (1609-1660). PD Dr. Jähne stellte den seit der Straßburger Zeit mit Goethe befreundeten Volksschriftsteller, Kameralisten und damals bedeutendsten Star-Operateur Johann-Heinrich Jung-Stilling vor. PD Jähne war auch der Leiter und Moderator der gesamten Tagung. In einer Sonderausstellung „Goethe, die Natur und der Bergbau“ im Tagungsgebäude wurden über 25 Gemälde zur Farbenlehre, der Toskana, Schneeberg und verschiedene Goethe-Porträts von Vorstandsmitglied und Hobby-Malerin, Frau Dr. med. Petra Beckert-Oehler aus Schneeberg, gezeigt. Zu bestaunen war auch das farbige Relief „Goethe im Westerzgebirge“ (Abb. 7), welches drei markante Bauwerke in Aue, Bad Schlema und Schneeberg zeigt, entworfen nach einer Idee von Konrad Barth, hergestellt von der Kunstgießerei Claus Döhler in Blauenthal. Schließlich wurde dieses den Organisatoren und Referenten als Erinnerungsgabe überreicht. Es ist aber besonders zu vermerken, dass die Jahresprogramme unserer Ortsvereinigung ab 2015 dieses Bild mit Goethes Schriftzug „Glück auf“ und das Signum „G“ darunter zeigen (Abb. 8). Die Gäste waren auch beeindruckt vom Altarbild von Lucas Cranach d. Ä. sowie vom Orgelkonzert im Schneeberger St. Wolfgangsdom, welcher zu den größten Hallenkirchen in Sachsen zählt.

Abb. 8: Titelbild der Programme der Ortsvereinigung Aue-Bad Schlema

Gelungener Höhepunkt zur letzten wissenschaftlichen Sitzung war die Anwesenheit des Schirmherren dieser Tagung: der ehemalige Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf mit seiner Gattin (Abb. 9). Er hatte zu seiner Amtszeit großen Anteil am Wiederaufbau des Radonbades Bad Schlema. Im Rahmenprogramm aufgeführte reichhaltige Wanderungen, Besichtigungen und Busfahrten in die Region wurden von den Gästen begeistert aufgenommen, sodass Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher von der Ortsvereinigung Halle zusammenfassend im Newsletter der Goethe-Gesellschaft Weimar 3/2011 dazu schrieb: „Am Ende bleibt Dank abzustatten an die Organisatoren und deren emsige Helfer für eine vorzüglich ausgerichtete Tagung, die sicher allen Beteiligten in bester Erinnerung bleiben wird.“

Abb. 9: Abschluss-Sitzung des Treffens der Ortsvereinigungen in Bad Schlema am 4. Juni 2011; sitzend Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, dahinter stehend der Vorstand der Ortsvereinigung Aue-Bad Schlema (von links): PD Dr. Jähne, Vorsitzender Barth, Dr. Beckert-Oehler.

In den Folgejahren wurden die Jahrestagungen der Goethe-Gesellschaft Weimar in verschiedenen Städten immer von einem Teil unserer Vorstandsmitglieder besucht, die teilweise zum Programm beitrugen. So wurde in Heidelberg 2013 in der Aula der alten Universität der Festvortrag von PD Dr. M. Jähne gehalten: „Überhaupt ist das Auge an ihm vorzüglich sprechend“ (C. G. Carus) – Die Beschreibung von Goethes Augen. Zur Jahrestagung den Ortsvereinsvorsitzenden 2016 in Gera konnte PD Jähne zum Festabend im Ferienhotel an der Talsperre Zeulenroda ebenfalls eine Päsentation zu Goethes Leben zeigen: „Mit Goethe durch die Via mala – Seine Rückreise aus Italien 1788“.

Leider ist es an den Goethe-Abenden unserer Ortsvereinigung in Bad Schlema trotz kaum geringerer Aktivitäten etwas ruhig geworden. Warum? Das ist bedingt durch eine geringere Teilnehmerzahl. In früheren Jahren waren es oft 25 oder mehr Mitglieder und Gäste. Durch Wegzug, Krankheiten oder Todesfälle fallen immer mehr Gäste aus. Dazu kam in den letzten drei Jahren die Corona-Pandemie. Öfter musste in diesen Jahren das Lokal wegen Krankheit gewechselt werden oder der Referent sagte wegen eigener Erkrankung oder Quarantäne ab. Laut dem Rechenschaftsbericht zur Mitgliederversammlung im September 2022 waren es wegen Corona 2020 nur drei Goethe-Abende, 2021 nur eine Mitgliederversammlung und im Jahr 2022 wieder fünf Abende. Wenn man sich an frühere Jahre an die monatlichen Zusammenkünfte erinnert, galt der Satz von Wagner aus Faust I: „Zwar weiß ich viel, doch möcht´ ich alles wissen…“ Der Referent wurde manchmal geradezu „gelöchert“.

Wie am Anfang versprochen, soll in diesem Bericht der bekannte ehemalige Gasthof „Zum Ring“ in Schneeberg, bei der Bevölkerung als „Goethe-Haus“ bekannt, nochmals aufgegriffen werden. Ein Hotel war es schon lange nicht mehr. In der ehemaligen DDR war viele Jahre darin die Stadt-Bibliothek untergebracht. Nach der Wiedervereinigung verkaufte es die Stadt an einen Investor aus den alten Bundesländern. Seine beabsichtigten Baumaßnahmen blieben aus. Das Gebäude verfiel, Fenster und Türen waren zugemauert. In den letzten zwei Jahren allerdings ergriff die Schneeberger Wohnungsbau-Gesellschaft die Initiative zur kompletten Renovierung des ehrwürdigen Gebäudes. Die kleine Tafel zur Erinnerung an Goethes Aufenthalt ist neben der Eingangstür wieder angebracht. Nach der Wiedereröffnung versuchte die Ortsvereinigung Aue-Bad Schlema an die Tradition anzuknüpfen und führte dort ihren ersten Goethe-Abend 2022 durch.


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