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Ortsvereinigungen

75 Jahre Ortsvereinigung Nordenham – Goethe darf kein Säulenheiliger sein

von Stefanie Seyfarth

Luneplate mit altem Weserarm (am Horizont: Nordenham) (Bildnachweis: Bundesanstalt für Wasserbau)

„Goethe war nie hier, hat sich nie über die Wesermarsch geäußert und nimmt uns also die Chance, auf des Dichters Spuren zu wandeln und einen Devotionalienhandel zu betreiben, wie in anderen Städten durchaus üblich“, hatte Dr. Burkhard Leimbach anno 2005 als 1. Vorsitzender in einer Festrede anlässlich des 100. Geburtstages des Nordenhamer Gymnasiums nüchtern festgestellt. Bei so manchem Besucher der Stadt, so Leimbach weiter, löse die Präsenz einer solch starken und rührigen Goethe-Gesellschaft vor Ort deshalb durchaus Verwunderung aus. Die Frage nach dem Erfolgsrezept aber lässt sich relativ leicht beantworten: Von Beginn an steht nämlich nicht die philologisch akribische Interpretation von Goethes Werken allein im Mittelpunkt der Nordenhamer Veranstaltungen, sondern eher Goethes Haltung zur Welt, sein weltoffenes Denken, seine Idee von Weltliteratur, seine Schriften als Dichter, als politischer Mensch und Naturforscher, als Wissenschaftler und Staatsbeamter. Mit den Ideen Goethes sieht Leimbach dies durchaus im Einklang, denn „wir sehen Goethe nicht als Säulenheiligen, sondern wir schätzen seine Neugier auf die Welt und seine umfassende Öffnung für Veränderungen.“

Am Anfang war der Literarische Kreis

Die Erklärung der Nordenhamer Goethe-Freunde am 20. Oktober 1946, der Bremer Ortsvereinigung beizutreten, gilt als Gründungsdatum der Goethe-Gesellschaft Nordenham. Genau genommen hatte die Nordenhamer Goethe-Gesellschaft ihre Wurzeln aber schon Jahre vor ihrer offiziellen Gründung. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs existierte in Nordenham der Überlieferung nach nur noch ein sehr kleiner privater Damenkreis, in dem literarische Kultur noch wirklich gelebt wurde. Hierzu gehörte auch eine Lehrerin namens Kloss und ihr Mann Peter. Treffen fanden in der Kloss’schen Wohnung statt, die über zwei ineinander übergehende Zimmer verfügte.

Prof. Dr. August Kippenberg, alter und neuer Vorsitzender der Bremer Goethe-Gesellschaft machte sich wenige Monate nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches nicht nur in Bremen daran, das kulturelle Leben in der Region zu beleben. Er fuhr mit den Schiffen der Schreiber-Linie von Ort zu Ort und gründete Ortsgruppen, die er von Bremen aus betreute. Leider besteht davon heute, anno 2021, keine mehr. Im Herbst 1946 besuchte er eine alte Bekannte, die eben erwähnte Lehrerin Frau Kloss, deren Schuldirektor er einst gewesen war. Während seines Halts in Nordenham in jenem Herbst 1946 lud August Kippenberg nun auch den literarischen Kreis in Nordenham sowie interessierte Nordenhamerinnen und Nordenhamer zu einer Zusammenkunft ein, um auch hier, so wie zuvor andernorts schon, eine der Bremer Ortsvereinigung zugewandte Gruppe zu gründen. Tatsächlich bildete sich spontan eine Gruppe von am kulturellen Leben der Stadt Interessierten.

Zum Vortragswerk Nordenham umbenannt

Die Ortsgruppe Nordenham konnte schon bald ihr erstes Jahresprogramm aufstellen, denn die Bremer halfen der neu gegründeten Gruppe nicht nur auf die Beine, sondern sie vermittelten in den Anfangsjahren auch die Referenten für die Vortragsabende. Ende 1949 erklärte Peter Kloss seinen Rückzug; Rudolf Matthis, Gymnasiallehrer und Maler, wurde zum Vorsitzenden eines geschäftsführenden Ausschusses gewählt. Die „Bremer Ortsvereinigung der Goethe-Gesellschaft in Weimar, Gruppe Nordenham“ wollte nun auch „im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden der Bremer Ortsvereinigung den Rahmen der Veranstaltungen in Nordenham erweitern. Als erste Veranstaltung ist für den 19. Januar festgesetzt: ‚Raffael‘-Lichtbildervortrag von R. Matthis, durch Ausstellung von Bildern ergänzt, in der geheizten Aula der Oberschule.“

Mit Beginn des Jahres 1952 löste sich die Gruppe Nordenham von ihrer Ziehmutter in Bremen und gestaltete das Programm von nun an selbstständig. Die Zahl der Veranstaltungen wurde auf mindestens zwölf im Jahr festgeschrieben und der Name in „Goethe-Gesellschaft, Vortragswerk Nordenham“ geändert. Der Nordenhamer Kulturverein war zu diesem Zeitpunkt bereits zu einer der größten Ortsvereinigungen der Weimarer Muttergesellschaft angewachsen und zählte mittlerweile 240 Mitglieder, darunter auch 62 Jugendliche. Diese Erfolgsgeschichte des Vortragswerkes setzt sich bis heute fort.

Kammermusik als Alleinstellungsmerkmal

Die Nordenhamer Goethe-Gesellschaft ging und geht ihren ganz eigenen Weg. Ein Sonderweg, bei dem sie „den Nordenhamer von nebenan“ abholt und begleitet. Dieser Weg begann schon seinerzeit, im Januar 1950, mit dem erwähnten, vom Maler Rudolf Matthis initiierten „Raffael“-Lichtbildervortrag und der Ausstellung von Bildern. Und er wird 1952 im Zuge der Umbenennung in „Nordenhamer Vortragswerk“ mit dem Versprechen verknüpft, neben den Wortbeiträgen künftig auch regelmäßig musikalische Abende anzubieten. Kammermusikabende, um die Gelegenheit zu schaffen, auch im abseits der großen Metropolen gelegenen Nordenham zumindest ein Stück weit am nationalen und internationalen Musikleben teilhaben zu können. Im Kreise der Ortsvereinigungen der Weimarer Muttergesellschaft war dieser Ansatz der Nordenhamer seinerzeit wohl ein Alleinstellungsmerkmal. Und dies ist er zum Teil auch heute noch: Das Nordenhamer Programm nämlich war und ist sowohl im literarischen wie auch musikalischen Bereich breit ausgerichtet und eher der unmittelbaren Gegenwart als der Vergangenheit verpflichtet. Anno 1961 schließlich wurde das „Nordenhamer Vortragswerk“ in eine selbständige Ortsvereinigung umgebildet und als Verein eingetragen. Die Gruppe heißt seither „Goethe-Gesellschaft Nordenham e. V. – Ortsvereinigung der Goethe-Gesellschaft in Weimar“.

Langjährig tätige Vorstände bringen Kontinuität und entwickeln weiter

Aus Altersgründen trat Rudolf Matthis im Jahr 1967 vom Amt des Ersten Vorsitzenden zurück. Zu seinem Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Rudolf Spohr gewählt. Es liegt auf der Hand, dass jeder neue Vorsitzende zwar Bewährtes bewahrt, doch auch seine ganz eigenen Vorstellungen in die Vereinsarbeit mit einbringt. Das galt natürlich auch für Rudolf Spohr, der das Amt bis 1993 innehatte. Er lenkte bald das Interesse auf Autorenlesungen und Rezitationen und konnte trotz (wie immer) begrenzten Budgets ‚große Namen‘ verpflichten, wie zum Beispiel Siegfried Lenz und Walter Kempowski. Weiterhin ließ er es sich nie nehmen, die Vortragenden ganz persönlich und herzlich in Nordenham zu empfangen. Und er zeigte ihnen, so die Zeit es zuließ, bei kleinen Rundfahrten die schönsten Seiten Nordenhams und Butjadingens – inklusive eines gemütlichen Fischessens. 

1994 trat Rudolf Spohr als Vorsitzender zurück. Auch andere Vorstandsmitglieder schlossen sich ihm aus Altersgründen an. So stand die Versammlung im Januar ganz im Zeichen eines Generationswechsels: Die Goethe-Mitglieder wählten den Philologen Dr. Burkhard Leimbach zu ihrem ersten und Stefan Tönjes zu ihrem zweiten Vorsitzenden. Erstmals wurden auch zwei Stellvertreter benannt. Im Vergleich zu allen Vorjahren war die neue Vorstandsriege somit stark erweitert worden, geschuldet dem Wunsch nach größerer Flexibilität und einer breiteren Themenpalette. Anders als Spohr nämlich, der die Organisation der Ortsvereinigung über die vielen Jahre hinweg weitgehend allein bestimmte, setzte Leimbach auf Teamarbeit. Als Ziel der Vereinsarbeit wollte er mit neuen, zeitgemäßen Ideen „vor allem das junge Publikum für die Goethe-Gesellschaft begeistern.“ Es sollte „versucht werden, den Finger auf den Puls der Zeit zu legen“. Leimbach war dabei durchaus bewusst, im Kreise der heute 58 Ortsvereinigungen der Weimarer Muttergesellschaft neue Schwerpunkte zu setzen. Während sich die meisten anderen Ortsvereinigungen nämlich weiterhin überwiegend Goethe-Themen widmeten, beschäftigten sich die Nordenhamer Goetheaner in den 26 Jahren, die Leimbach der Kulturgesellschaft vorstand, darüber hinaus mit aktuellen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und den Ergebnissen neuester universitärer Forschung. Und bei allem galt stets der Vorsatz, auf Referenten zu verzichten, die nur vom Blatt ablesen. Leimbach: „Nicht jeder ist Chemiker, Arzt oder Literaturwissenschaftler. Wir wollen deshalb Vorträge, die jeder versteht, der sich interessiert.“

Weitere Neuausrichtungen während der Amtszeit von Dr. Burkhard Leimbach: Dem Arbeitslosenzentrum und dem Refugium wurden jeweils ein Kontingent an Eintrittskarten für die Konzerte geschenkt, und auch Studenten brauchen seither nicht mehr zu bezahlen. Kostenfreien Eintritt haben übrigens auch Kinder.

Mitgliederversammlung sollte den Vereinsgeist spiegeln

Ein ‚Baustein‘ bei der Neuorientierung der Nordenhamer Goethe-Gesellschaft war ein anderes Verständnis von Jahreshauptversammlung: Miteinander plaudern und gemeinsam Ideen entwickeln, in netter Runde das letzte Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen, dazu schöne Musik hören und auch eine Kleinigkeit essen und trinken. Diese Elemente beschreiben am ehesten den neuen Stil. „Eine JHV darf nicht nur die bürokratische Abrechnung der vergangenen zwölf Monate sein, sondern sie muss auch den Geist des Vereins widerspiegeln, eine Gesellschaft zu sein, in der Geselligkeit und gegenseitige Wertschätzung gelebt werden“, begründete Dr. Burkhard Leimbach zu Beginn der Jahreshauptversammlung 2004 dieses neue Format: Tee und Kaffee, selbstgebackene Kekse und Kuchen und das zugehörige ‚Sammelgeschirr‘ sind auf den Versammlungen im Friesenzimmer des Nordenham-Museums seitdem zu finden. Und in den Pausen sorgten lokale, befreundete Musiker für Kurzweil.

Das Wort steht im Schatten der Musik

Die neue Themenausrichtung fand und findet im Kreis der Goethe-Freunde viel Zuspruch. Auch wenn die Vortragsabende meist recht gut besucht sind, bleib die Sparte Wort doch gegenüber der Sparte Musik zurück. Die Klassikabende genießen meist mehr als 80–100 Gäste. „Wir leisten uns die Akzeptanz der Literatur über die Attraktivität der Musik“, hatte Dr. Burkhard Leimbach deshalb in seinem Jahresbericht 1997 treffend festgestellt.

Hier in Nordenham spielten nicht nur bekannte Namen „in einer Kleinstadt am Rande Deutschlands in einer angestaubten Gymnasialaula. Nein, hier spielten auch junge Künstler, in der Regel Preisträger, frisch, mutig und voller Spielfreude – für eine bescheidene Gage und trotzdem auf hohem Niveau.“ Tatsächlich musizieren Jahr für Jahr Künstlerinnen und Künstler von oft sogar internationalem Ruf. Nicht wenige von ihnen absolvierten hier sogar eines ihrer ersten Gastspiele überhaupt – und machten erst später Karriere.

Intensive Betreuung von Künstlern und Vortragenden

Direkt im Anschluss an die Konzert- und Vortragsabende, so ist es seit langem zudem Usus, treffen sich Vorstand und interessierte Mitglieder überdies gemeinsam mit den Musikerinnen und Musikern oder den Referentinnen und Referenten am so genannten ‚Goethe-Tisch‘ im Hotel am Markt. Diese Herzlichkeit macht sich letztendlich im wahrsten Sinne des Wortes ‚bezahlt‘, denn die üblichen Gagen, das steht fest, könnte sich die Goethe-Gesellschaft sonst unmöglich leisten. International gefeierte Namen, die sich im Veranstaltungskalender einreihen zwischen den Namen junger Preisträger aus der „Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler“ des Deutschen Musikrates.

Eine stolze Bilanz nach 26 Jahren

Nach 26 Jahren und einem Tag im Amt erklärte Dr. Burkhard Leimbach im Januar 2020 seinen Rücktritt als Vorsitzender. Eine neue Generation sei herangewachsen mit neuen Ideen, einem neuen Lebensgefühl, einem neuen Denken, begründete der 69-Jährige seinen Entschluss. Er sprach von einem großen Erbe, das Spohr seinerzeit hinterlassen hatte und davon, dass er und sein Team sich damals zur Gratwanderung zwischen dem Versprechen, die Tradition zu wahren, und dem Vorsatz, Experimente zu wagen, eingelassen hatte. Mit großem Erfolg, wie man heute weiß: 331 Mitglieder zähle die Nordenhamer Goethe-Gesellschaft, rechnete er vor, und sie habe sich mittlerweile zum größten Zweig der Weimarer Muttergesellschaft gemausert. Über 175 Konzerte hätten während seiner Amtszeit mehr als 28.000 Zuhörer gelockt und 150 Vorträge mehr als 5.500. Der Dank der Versammlung an Leimbach unterstrich, dass er neue Wege gegangen sei, aber nicht ausgetretene Pfade beschritten habe. Er habe vielmehr in den vielen Jahren seines Tuns eine riesige kulturelle Spielwiese abgeschritten. Die Mitglieder wählten anschließend als Nachfolgerin die Juristin Stefanie Seyfarth.

2020: Das Jahr, in dem alles anders wurde

Der Vorstand der Nordenhamer Goethe-Gesellschaft: Stefanie Seyfarth, Dr. Burkhard Leimbach (vorn); Christian Müller, Sandra Kaufhold, Stefan Tönjes
(hinten, v.l.n.r.) (Bildnachweis: Christian Schöckel)

Die Amtszeit des neuen Vorstandes fing so schön an: Beim Start in ihr erstes Jahr 2020 als Vorsitzende konnte Stefanie Seyfarth auf ein noch unter der Federführung von Dr. Burkhard Leimbach zusammengestelltes Jahresprogramm zurückgreifen. Einem ‚sanften‘ Übergang stand nichts im Wege. Dieser wurde jedoch wie vieles in unserem gewohnten Umfeld jäh ausgebremst, als das Coronavirus das Kommando übernahm. Schon die Veranstaltung im März konnte coronabedingt nicht mehr stattfinden. Ein kurzes Aufflackern der Hoffnung gab es im Oktober 2020 mit einem Vortrag und einem Konzert, doch kurz danach stand wieder alles still.

Da der Vorstand schon einige Zeit im Privaten und Beruflichen mit Videokonferenzen geübt hatte, war er schnell überzeugt: „Zumindest die Vorträge können auch digital stattfinden.“ Die Referenten aus dem Frühjahr des 2021er Programms waren sofort bereit, sich darauf einzustellen und unterschiedlichste Plattformen wurden genutzt. Dieser ‚Schleichweg‘ hatte durchaus positive Aspekte. Die Goethe-Gesellschaft konnte erfreulich viele Zuhörerinnen und Zuhörer online begrüßen, die selten oder vielleicht gar nicht an einer ‚Präsenzveranstaltung‘ teilgenommen hätten. Unter ihnen auch viele jüngere Interessierte, Schülerinnen und Schüler, die für sich zu der Einschätzung gelangten: „Goethe tut gar nicht weh“. Als im Herbst 2021 wieder Präsenzveranstaltungen möglich wurden und der Poetry-Slamer Bas Böttcher unter anderem mit seiner Interpretation des „Erlkönigs“ in Nordenham zu Gast war, konnten sich dann auch viele junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer davon überzeugen, dass Goethe nicht alt und verstaubt sei, sondern auch in ihrem Leben durchaus einen Platz beanspruchen dürfe. 

Auch die Musikveranstaltungen fanden in der zweiten Jahreshälfte 2021 einen großen Zuspruch und langsam kehrte die Goethe-Gesellschaft Nordenham wie viele andere Kulturschaffenden deutschlandweit zum gewohnten persönlichen Miteinander zurück.

75 Jahre Goethe-Gesellschaft Nordenham

Tatsächlich hatte die Goethe-Gesellschaft Nordenham dann auch das Glück, im Oktober 2021 unter Einhaltung der 2G-Regel (ein Begriff, den selbst ihr Namensgeber kaum hätte antizipieren können) ihr 75jähriges Bestehen feierlich begehen zu dürfen. Und hierbei war es der neuen Vorsitzenden Stefanie Seyfarth wichtig, den von Dr. Burkhard Leimbach eingeschlagenen Weg beizubehalten: Es sollte eine Jubiläumsfeier für alle Nordenhamerinnen und Nordenhamer werden, die sich der Goethe-Gesellschaft verbunden fühlen. An drei unterschiedlichen Veranstaltungsorten hatten diese Gelegenheit, Kunst zu genießen und bei Speis und Trank miteinander ins Gespräch zu kommen. Zum Auftakt gastierte am Freitag das Weimarer Galli-Theater mit dem lustvollen Beziehungsmärchen „Froschkönig für Erwachsene“ in der Jahnhalle, dem Nordenhamer Kultur- und Jugendzentrum, das im Gebäude einer stilvollen ehemaligen Turnhalle eine kulturelle Heimat für Jung und Alt bietet. 

Am Samstag fanden sich zahlreiche Gäste in der von Stahl und Glas geprägten Veranstaltungshalle der Steelwind Nordenham GmbH ein und genossen beim Blick in die Weite der Wesermündung virtuose Interpretationen an Piano und Geige, launige Grußworte sowie einen inspirierenden Vortrag des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, Björn Thümler, zur „Kultur im ländlichen Raum“. 

Den Abschluss am Sonntag gestalteten die „professionellen Laien“ des Theaters Fatale im ehemaligen Güterschuppen am Bahnhof. Extra zu diesem Anlass hatte das Fatale-Team den „Ehrentag“ eingespielt – ein selbst entworfener und auf die Bühne gebrachter Dialog zwischen Schiller und Goethe, der in einem Poetry-Slam Wettbewerb gipfelte, bei dem das anwesende Publikum tatkräftig unterstützte.

Und so konnte das Jubiläum halten, was es versprochen hatte: Es war für jede Interessierte und jeden Interessierten etwas dabei.

Ein Ausblick

Die Goethe-Gesellschaft Nordenham wird sich auch weiterhin ihrem Namensgeber tief verbunden fühlen. Aber auch in Zukunft wird sie sich nicht auf das von diesem hinterlassene Oeuvre beschränken, sondern wird aktuelle Themen aufgreifen, für die sich auch ein heute lebender Goethe mit all seiner Neugierde und all seinem Wissensdurst interessieren könnte. Sie wird neue Kunst- und Ausdrucksformen aufgreifen, aktuelle Forschungsergebnisse aus Kultur, Wissenschaft und Technik im Programm haben, jungen Musikerinnen und Musikern eine Plattform bieten und so den kulturellen Diskurs in der nördlichen Wesermarsch mit wichtigen Impulsen begleiten. Sicherlich wird sie auch digitaler werden – aber ganz bestimmt wird sie im Kern das bleiben, was sie ist: Ein vom Miteinander und dem persönlichen Austausch getragener Verein mit einem im Kreise der Goethe-Gesellschaften etwas anderen Jahresprogramm.

Dieser Text ist eine knappe Zusammenfassung eines Lesebuchs, das der ehemalige Pressereferent Christian Schöckel zum Jubliäum verfasst hat und keine Chronik im eigentlichen Sinne sein soll. Vielmehr wird der Schwerpunkt auf Interessantes zu Personen und Programm gelegt.

Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Goethe-Gesellschaft, Ausgabe 3/2021.


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