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Luxus & Lifestyle in Düsseldorf – eine Ausstellung in Schloss Jägerhof

von Andreas Rumler

Bis zum 20. Februar 2022 erinnert das Düsseldorfer Goethe-Museum daran, dass Weimars führende Köpfe der klassischen Epoche ihrer Zeit weit voraus waren. Man verstand sich als Avantgarde und propagierte Neues. Im Januar 1786 erschien hier die erste deutsche Modezeitschrift. Heute klingt das wenig sensationell, in der adeligen Ständegesellschaft war aber traditionell sehr genau vorgeschrieben, wer was tragen durfte und vor allem: wer nicht. Daher war die Überwindung der Kleider­ordnung im angeblich gottgewollten Feudalismus durchaus ein Schritt hin zu einer humaneren und demokratischen Welt. 

Das „Journal des Luxus und der Moden“

Der Verleger Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) gründete ein Magazin, das ab dem zweiten Jahrgang unter dem Titel „Journal des Luxus und der Moden“ Furore machte. Über Jahrzehnte hinweg prosperierte es als erfolgreichstes journalistisches Unternehmen Deutschlands. Mit handkolorierten Druckgrafiken gewann die erste Illustrierte im deutschen Sprachraum ihre Leser. Die Verbindung von Text und Bild informierte nicht nur über die neuesten Damen- und Herrenmoden aus Paris, London und Wien, aus Italien sowie aus den deutschen Messestädten und Kurorten, sondern war auch – salopp gesagt – eine Art Lifestyle-Magazin. So erfuhren die Kunden Wissenswertes über Tischkultur, Einrichtungstrends und Gartenarchitektur, über Erfindungen für den Haushalt, die neuesten Kutschen und Schlitten, Literatur und Theater, glanzvolle politische Ereignisse, Reisen und ferne Länder sowie über Modespiele und Gesellschaftsklatsch. Goethe publizierte hier 1802 seinen Aufsatz „Weimarisches Hoftheater“. Gut vier Jahrzehnte, von 1786 bis 1827, veröffentlichte das „Journal des Luxus und der Moden“ 12.000 Textbeiträge und 1.500 Abbildungen auf 40.000 Druckseiten. Weil es trotz der unruhigen Zeit zwischen Revolution und Restauration Bestand hatte und mit kritischem Blick die gesellschaftlichen Veränderungen in Europa registrierte, ist es heute eine ergiebige kulturhistorische Quelle. Im Düsseldorfer Goethe-Museum sind jetzt originale Ausgaben zu begutachten, aber auch Gegenstände der angewandten Kunst, wie sie in der Zeitschrift vorgestellt wurden, so zum Beispiel Schmuck und Accessoires, Silber, Porzellan und Glas. Mit diesem flammend orangefarben gestalteten Magazin der Goethezeit wurden Modeartikel damals präsentiert und jetzt entsprechenden Luxusprodukten von heute gegenübergestellt.

Nähere Informationen unter:
www.goethe-museum.de

Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Goethe-Gesellschaft, Ausgabe 3/2021.


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