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Lichtbogen zwischen Düsseldorf und Schwerin

von Andreas Rumler

Wissbegierig und aufgeschlossen, wie Goethe Kunst und geistigen Anregungen gegenüber stand, darf man davon ausgehen, dass ihn die Ausstellung in Düsseldorfs Museum Schloss Jägerhof interessiert hätte. Dort stellte Günther Uecker seine Entwürfe für Fenster im Dom zu Schwerin vor. Christof Wingertszahn hatte die Arbeit in Ueckers Atelier während der Entstehung verfolgt und so gelang es ihm, den Künstler mit seinen Werken ins Goethe-Museum einzuladen.

„Lichtbogen“ hat der inzwischen 93-jährige Künstler seine großformatigen Entwürfe genannt, passend zur gotischen Form der Fenster. In himmlisch blauem Licht sollen sie den Kirchenraum erstrahlen lassen. Die alten Fenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und sollten nun endlich ersetzt werden. Günther Uecker, vielen Kunstfreunden eher durch sein Faible für Hammer und Nägel bekannt, ließ sich hier von einem Bibelzitat anregen: 1. Mose 9, Vers 13. „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt …“ habe der Herr gesagt. Daraus ließe sich ein farbiger Regenbogen entwickeln, bunt wie die einzelnen Quadrate des bekannten Werks von Gerhard Richter im Fenster des südlichen Querschiffs des Kölner Doms.

Allein, Günther Uecker schuf einen weißen Bogen aus reinem Licht. Dabei orientierte er sich an einem ungewöhnlichen Schauspiel, das Goethe im Sommer 1814 auf dem Weg nach Wiesbaden beobachtete und poetisch festhielt: „Im Nebel gleichen Kreis / Seh ich gezogen, / Zwar ist der Bogen weiß, / Doch Himmelsbogen.“

Günter Uecker in seinem Atelier.

Für ihn habe einzig die Farbe Blau den Bezug zum Himmel eröffnet, sagte Günther Uecker. Damit steht er auch in der Tradition zahlreicher Kollegen, die in ihren Gemälden Engeln und Menschen einen weißen Weg in den Himmel weisen.
Seit 70 Jahren lebt Günther Uecker in Düsseldorf. Er stammt aus Mecklenburg und kennt die dortige Architektur. Und er setzt sich seit Jahrzehnten für die Versöhnung der Weltreligionen ein. 1998/99 etwa gestaltete er den überkonfessionellen Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude, und auch im Schweriner Dom hat er bereits künstlerisch gearbeitet. 2009 waren dort unter dem Titel „Dialog“ Friedensgebote aus dem Alten Testament und Verse aus dem Koran zu lesen, die Uecker auf lange Stoffbahnen geschrieben und im Chor aufgehängt hatte.

Zehn bis zwölf Meter hoch sind die spitzbogigen Fenster, von denen zwei bereits eingesetzt wurden in der Nordseite, hergestellt werden sie in der auf komplizierte Glaskunst spezialisierten Firma der Derix Glasstudios in Taunusstein, seit 1866 hat die Manufaktur mit Kunstwerken dieser Art Erfahrung. Goethe hatte sich bereits als Student in Straßburg und später bei Cotta in Tübingen für Glaskunst in der Stiftskirche interessiert und sie beschrieben.

Die Ausstellung „Günther Uecker: Lichtbogen – Entwürfe zu Fenstern im Dom zu Schwerin“ mit 13 Original-Malereien und zwei Glastafeln wird voraussichtlich bis zum 17. März im Goethe-Museum in Düsseldorf zu sehen sein.


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