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Der Theatersommer am Liebhabertheater Schloss Kochberg

von Silke Gablenz-Kolakovic

Neben Schlössern, Gebäuden, Parks und Kunstschätzen, Autographen und Büchern, die in Museen und Ausstellungen präsentiert werden können, sind auch die Bühnenwerke und die historische Bühnenkunst ein wichtiger Teil des der Klassik Stiftung anvertrauten Kulturerbes, der erforscht, gepflegt und erlebbar gemacht werden soll. Eine flüchtige Kunst, die man immer nur für wenige Stunden zum Leben erwecken kann.

Für die Präsentation dieses Erbes besitzt die Klassik Stiftung Weimar die ideale Schaubühne: das „Liebhabertheater“ auf Schloss Kochberg, ein weltweit einzigartiges Privattheatergebäude aus der Goethe-Zeit. Hier werden Werke der klassischen und vorklassischen Zeit in lebendige, authentische Theatererlebnisse umgesetzt. Im authentischen Theater der Zeit um 1800 präsentieren sich Oper, Schauspiel und Konzert der historischen Aufführungspraxis entsprechend, sodass ein Gesamtkunstwerk aus Ort, Werk und Aufführung entsteht.  Dabei entdecken die Besucher und Besucherinnen, wie aktuell die Stücke sind, die vor über 200 Jahren entstanden.

Der jährliche Theatersommer mit 30 Veranstaltungen von Mai bis September an jedem Wochenende ist immer einem Thema gewidmet. Hinter den Aufführungen (vielfach „Ausgrabungen“ oder Rekonstruktionen von verschollenen oder lange nicht aufgeführten Werken), steht oft jahrelange Forschungsarbeit.  Die Theaterleiterin konzipiert und produziert die Inszenierungen in Zusammenarbeit mit renommierten Ensembles und Künstlern eigens für diese Bühne. Beginnend mit Einführungen und im fest etablierten Gespräch nach den Aufführungen pflegen Theaterleitung und Künstler einen regen Dialog mit den Besucherinnen und Besuchern.

Im intimen Rahmen des kleinen Theaters in einem Thüringer Dorf sind auf der Bühne hochkarätige Künstler aus nächster Nähe zu erleben: z. B. bei den Opern eines der renommiertesten deutschen Barockorchester, die „lautten compagney BERLIN“, mit ihrem Leiter und Dirigenten Wolfgang Katschner, der Regisseur Nils Niemann, einer der wenigen Spezialisten für die barocke und klassische Bühnenkunst, oder das Thüringer Bach Collegium.

Nicht nur wir erleben Krisenzeiten. Die Zeit am Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts war geprägt von Kriegen, der schwersten Klimakatastrophe der letzten Jahrhunderte und damit verbundenen Wirtschaftskrisen. In dieser Zeit verwandelte der in der Kindheit von Goethe geprägte und vielfach künstlerisch tätige Carl von Stein das Rittergut Kochberg mit Mut, Energie und Ideenreichtum von 1796–1830 in einen Musenhof mit Landschaftspark und Theater und schuf eine einzigartige Symbiose von Landwirtschaft / Ökonomie, Natur und Kunst. Dieses Zeugnis von Lebenskunst macht das Liebhabertheater Schloss Kochberg zum Thema eines eigens dafür entwickelten Opernprojektes mit der „lautten compagney BERLIN“: „Auf der Suche nach der besten Welt – ein Opern-Pasticcio über Musen Acker und Bankrott“.  Die Texte von Nils Niemann, der auch Regie führt, basieren u. a. auf Carls Lebensaufzeichnungen und Briefen. Die Musik ist von Komponisten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts entlehnt, die Carl z. T. nachweislich kannte. Albert Methfessel komponierte sogar Werke speziell für Carls Liebhabertheater, in dem sie nun nach 200 Jahren wieder aufgeführt werden.

Szene aus „Die Theatralischen Abentheuer oder Der Theaterdirektor in Nöthen“ (Foto: Maik Schuck / Weimar)

Erneut zu erleben sind 2023 auch Publikumslieblinge der Vorjahre. So steht Goethes Lieblings-opera buffa „Die Theatralischen Abentheuer oder der Theaterdirektor in Nöthen“ von Domenico Cimarosa auf dem Programm. Goethes Fassung dieser Oper ist leider verschollen. Mehrjährige Forschungsarbeit ermöglichte es dem Theater, sie in einer eigenen Fassung wieder zum Leben zu erwecken, die sich der Weimarer von 1791 annähert. Hier geht es u. a. um die Themen Egoismus und „MeToo“. In der arkadischen kleinen Oper „Der gefangene Amor oder Die Liebe in Fesseln“ von Giuseppe Scarlatti, die wie eine Rokoko-Spieluhr vor unseren Augen und Ohren abläuft, wird die Liebe verhandelt. Goethes frühes Lustspiel Die Mitschuldigen lebt von laufenden gegenseitigen Beschuldigungen und Verdächtigungen in einem Wirtshaus. Das ist alles hochaktuell! Vier hochkarätige, auf historischen Instrumenten gespielte Kammerkonzerte zum Thema „Lebenskunst“ ergänzen das Programm des Theatersommers 2023.“Erneut zu erleben sind 2023 auch Publikumslieblinge der Vorjahre. So steht Goethes Lieblings-opera buffa Die Theatralischen Abentheuer oder der Theaterdirektor in Nöthen von Domenico Cimarosa auf dem Programm. Goethes Fassung dieser Oper ist leider verschollen. Mehrjährige Forschungsarbeit ermöglichte es dem Theater, sie in einer eigenen Fassung wieder zum Leben zu erwecken, die sich der Weimarer von 1791 annähert. Hier geht es u. a. um die Themen Egoismus und „MeToo“. In der arkadischen kleinen Oper „Der gefangene Amor oder Die Liebe in Fesseln“ von Giuseppe Scarlatti, die wie eine Rokoko-Spieluhr vor unseren Augen und Ohren abläuft, wird die Liebe verhandelt. Goethes frühes Lustspiel „Die Mitschuldigen“ lebt von laufenden gegenseitigen Beschuldigungen und Verdächtigungen in einem Wirtshaus. Das ist alles hochaktuell! Vier hochkarätige, auf historischen Instrumenten gespielte Kammerkonzerte zum Thema „Lebenskunst“ ergänzen das Programm des Theatersommers 2023.

Schloss Kochberg mit Park und Theater – einst Landsitz von Goethes Liebe Charlotte von Stein – gehört zu den besonders reizvollen Orten im Besitz der Klassik Stiftung Weimar. Gern verbinden die Theatergäste den Besuch einer Aufführung mit einem Spaziergang oder Picknick im romantischen Schlosspark und einem Gang durch die Museumsräume im Schloss, wo Goethe so oft Charlotte von Stein aufsuchte.


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