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Goethe weltweit, Interview

Stipendiatinnen im Gespräch: Irene Bitinas


Wer glaubt, dass zu Goethes „Faust“ schon alles gesagt sei, kann immer wieder eines Besseren belehrt werden. Drei Monate war Irene Bitinas, eine junge Germanistin aus Sao Paulo, in Weimar zu Gast, um sich dem Thema „Die Rolle des Vergessens in Goethes ‚Faust‘“ zu widmen. In der Faust-Sammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, der weltweit größten, fand sie reiche Betätigung.

Wie haben Sie selbst zur deutschen Kultur gefunden, welche Einflüsse haben eine besondere Rolle gespielt?

Ich bin eher zufällig mit der deutschen Kultur in Berührung gekommen. Es geschah hauptsächlich durch die Universität, und zwar durch einige Professoren, die im ersten Jahr des Literaturstudiums deutsche Literatur lehrten. Das heißt, was die deutsche Kultur für mich am meisten repräsentiert, sind die Denker und Künstler, über die ich gelesen habe. Die deutsche Kultur durch die Brille der Literatur zu erleben, ist eine sehr reiche und einzigartige Erfahrung. Deshalb habe ich mich für ein Studium der Germanistik entschieden.

Wie haben Sie das Thema für Ihre wissenschaftliche Arbeit gefunden?

Ich hatte mich bereits während meines Bachelorstudiums mit Goethes „Faust“ beschäftigt, und diese Beschäftigung hat Fragen aufgeworfen, die zu einem detaillierteren Untersuchungsplan führten, der zu einem Masterprojekt wurde.

Was wussten Sie von Weimar, bevor Sie die Stadt kennengelernt haben? Was wussten Sie über die Goethe-Gesellschaft?

Von Weimar und der Goethe-Gesellschaft habe ich erst durch meine Universität gehört, als ich mich mit deutscher Kultur befasste, nämlich bei Seminaren, in denen es um Literatur der Goethezeit ging.

Wie beurteilen Sie den Verlauf Ihrer Studien in Weimar; gibt es Wünsche, bei deren Erfüllung die Goethe-Gesellschaft helfen kann?

Den Verlauf meiner Studien in Weimar könnte ich als erfolgreich bezeichnen. Die umfangreiche Sekundärliteratur, die in der Bibliothek zur Verfügung steht, trägt wesentlich dazu bei, dass ich meine Forschungen fortsetzen kann. Sowohl die Museen als auch die Möglichkeit, die Stimmung und die Geschichte dieser wichtigen Stadt hautnah zu erleben, tragen dazu bei, ein tieferes Verständnis zu entwickeln, das in Brasilien nicht leicht zu erlangen ist, vor allem, wenn man noch am Anfang seines akademischen Weges steht.

Wie ist Ihr aktueller Eindruck von Deutschland allgemein, ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen, im guten wie im weniger guten Sinn?

Als eine aus dem Sommer kommende Brasilianerin muss ich sagen, dass die Winterkälte immer beeindruckt. Aber die Ordnung, die Sauberkeit und die Hilfsbereitschaft der Deutschen, mit denen ich Kontakt habe, gestalten eine schöne Erfahrung. Ich schätze das Essen sehr, denn es ist ganz anders als in meinem Land, aber es schmeckt mir sehr gut.


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