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20 Jahre Goethe-Gesellschaft im Internet

von Steffen Heinze

Still und leise beging die Goethe-Gesellschaft im vergangenen Jahr ein Jubiläum der besonderen Art, auf das zumindest hier im Newsletter in der Nachschau eingegangen werden soll: Vor 20 Jahren wurde die Internetpräsenz der Goethe-Gesellschaft online geschaltet. Bedenkenswert ist diese Tatsache gerade deswegen, weil das Internet vor zwei Jahrzehnten längst nicht das allumfassende Massenmedium darstellte, welches es heute ist. Gerade einmal 18 Prozent der Deutschen nutzte damals regelmäßig Onlineangebote1, und wer sich an diese Zeiten noch bewusst erinnern kann, wird wissen, dass gerade der Zugang ins Netz keineswegs mit der Selbstverständlichkeit erfolgte wie heutzutage – wenn nicht am Arbeitsplatz ein internetfähiger Rechner zur Verfügung stand, so verschickte man E-Mails oder surfte zuhause per Modem über die reguläre Telefonleitung und unter Zuhilfenahme von speziellen Vorwahlen oder eines Onlineproviders (mit nach aktuellen Maßstäben lächerlicher Geschwindigkeit) – unvorstellbar schien es, über WLAN oder Smartphones jederzeit und überall auf Milliarden von Informationen zuzugreifen.

Die Ideengeberin dieses Vorhabens war seinerzeit die Leiterin der Geschäftsstelle in Weimar, Dr. Petra Oberhauser, welche, auch gegen einige Bedenken innerhalb des Vorstands, die Umsetzung zügig vorantrieb. Gerade um die Bekanntheit der Gesellschaft zu vergrößern, über ihre Tätigkeit zu informieren, und vor allem um neue Mitglieder zu gewinnen, erschien eine eigene Internetseite das ideale Mittel zu sein. Indes mangelte es an einschlägigen Vorbildern, die Orientierung hätten bieten können: Kaum eine der großen literarischen Gesellschaften verfügte über ein entsprechendes Angebot. Daher war es auch ein Glücksfall, dass das damalige Vorstandsmitglied Dr. Wolfgang Müller den Kontakt zur Technischen Universität Ilmenau herstellen konnte, welche zu dieser Zeit zahlreiche Kompetenzen im Bereich der digitalen Medien bündelte – anders als die meisten Werbeagenturen. Die Realisierung übernahm ein Team von Mitarbeitern und Studenten des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaften unter Leitung von Dr. Gabriele Schade, welchem auch ich angehörte.Innerhalb weniger Monate wurden bereits bestehende Texte und Bilder digitalisiert und bearbeitet, Layoutvorschläge abgestimmt und die zukünftige Struktur der Seiten festgelegt. Im Grunde hat sich diese ursprünglich festgelegte Ordnung über die Jahre weitestgehend erhalten: Die Rubriken GesellschaftPublikationenStipendienMitgliedschaft und die Übersichten zu Ortsvereinigungen und ausländischen Goethe-Gesellschaften stellen auch heute immer noch das Grundgerüst des Angebots dar. Das äußere Erscheinungsbild wurde schlicht, funktional und dem technischen Stand der Zeit entsprechend gestaltet; zentrale Elemente waren die gelbe Kopfzeile mit dem Logo der Goethe-Gesellschaft und den Rubriken sowie, farblich in blau abgesetzt, ein weiterer Bereich für die Seitennavigation; direkt daneben wurden sämtliche, zumeist rein aus Text bestehende Inhalte dargestellt. Doch die Internetseite war nicht nur ein reines Informationsangebot, sie lud bereits in der frühen Phase zur Interaktion ein: Interessenten konnten über ein Online-Formular papierlos den Antrag auf Mitgliedschaft stellen. Auch nach der Erstellung blieb das Informationsangebot immer auf dem neuesten Stand – mehrfach im Monat kamen aus der Geschäftsstelle Änderungen; meist per Brief (erst später wurde das Procedere auf die papierlose Kommunikation per E-Mail umgestellt).  Wenige Jahre später wurden auch die ersten ‚kosmetischen‘ Änderungen am Design und an der Gewichtung der einzelnen Rubriken vorgenommen; vor allem hielten aber Grafiken und Bilder vermehrt Einzug.

Ursprüngliches Design (hier aus dem Jahr 2001)
Erste gestalterische Änderungen (2005)
Modernisierte Fassung aus dem Jahr 2009

Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum wurde auf Anregung des Beiratsvorsitzender Dr. Michael Albert eine grundlegende Erneuerung des Onlineangebots beschlossen – die Münchner Agentur KOMMA unterstützte dieses Vorhaben intensiv mit Vorschlägen zur Gestaltung und zur Erweiterung des Umfangs. Dazu gehörte eine Zentrierung des Inhalts, eine moderne Farb- und Bildgestaltung mit eindeutig den Rubriken zugeordneten Farben, ein neues Logo sowie neue Rubriken, wie z.B. die Kleinanzeigenbörse Gesucht – Gefunden, eine Volltext-Suche und Informationen zu Förderern und Partnern der Goethe-Gesellschaft. Ergänzt wurden die online verfügbaren Informationen durch zahlreiche zum Herunterladen bereitgestellte Dokumente, u.a. zu den Publikationen und auch zur Vor- und Nachbereitung der Hauptversammlungen und der Symposien. Neu war auch der dedizierte Menüpunkt Veranstaltungen, welcher für die Vortragsreihe im Goethe- und Schiller-Archiv warb und Informationen zu Tagungen und sonstigen Kursangeboten bereithielt.

Dr. Albert war es auch, der einen gänzlich neuen Kommunikationskanal, sowohl zu den Mitgliedern als auch für Interessierte, im Jahre 2011 ins Leben rief: den Newsletter. Meist dreimal jährlich erschien dieser Ableger im Medienangebot der Gesellschaft bis heute. Um das Nutzungsverhalten der jüngeren Zielgruppe zu bedienen, betreut Frau Dr. Oberhauser seit 2014 auch eine Facebook-Seite, welche regelmäßige ‚Updates‘ zu verschiedensten Themen rund um Goethe, die Gesellschaft und zu Veranstaltungen und dem Stipendienprogramm liefert. Das veränderte Nutzungsverhalten des Internets – gerade in Hinsicht auf die zunehmende Verwendung von mobilen Endgeräten, wie Tablet-Computern oder Smartphones – führte zu den vorerst letzten größeren Veränderungen an der Internetpräsenz der Goethe-Gesellschaft im Jahre 2015. Dieser ‚Refresh‘ führte noch einmal zahlreiche Änderungen im Layout, vor allem der Startseite, ein. Und eine veränderte Programmierung sorgte dafür, dass alle Seiten und die Menüführung immer nutzerfreundlich, an die Bildschirmgröße angepasst, dargestellt wurden. In diesem Zustand nun präsentiert sich die Website der Goethe-Gesellschaft bis heute und wartet auf Besucher aus der ganzen Welt – und wird so auch in den kommenden Jahren ihren Beitrag an der Verbreitung und Pflege von Goethes Schaffen leisten.

www.goethe-gesellschaft.de heute

Zum Abschluss sollen noch einige statistische Informationen folgen, welche einen Einblick ‚hinter die Kulissen‘ der Seite erlauben:

Seitenaufrufe pro Tag: ca. 2500
Datentransfer pro Monat: ca. 20 Gigabyte

Aktuelle Anzahl der Newsletter-Abonnenten: 1034
Durchschnittliche Downloads der aktuellen Ausgabe im Quartal: ca. 200

Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Goethe-Gesellschaft, Ausgabe 1/2020.


1 Quelle: ARD/ZDF-Online-Studie 1999


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